Blendung Auge

Blendung Auge

Blendung und UGR-Wert

Bei hellem Licht mit hohen Beleuchtungsstärken nimmt das Risiko einer schädlichen Blendwirkung zu. Eine direkte Lichteinstrahlung empfinden wir außerdem als sehr unangenehm. Dabei ist es unwichtig, ob das Licht von der Beleuchtung, der Sonne oder einer spiegelnden Fläche ausgeht. 

Was ist Blendung?

Blendung ist eine visuelle Störempfindung. Sie wird durch zu hohe Leuchtdichten oder Leuchtdichtenunterschiede im Sehfeld ausgelöst. Das Sehen kann durch Blendung erheblich erschwert werden.

Dabei kann sie die Sehleistung (physiologische Blendung) und den Sehkomfort (psychologische Blendung) vermindern.

Auf Dauer führt eine Blendung an Arbeitsplätzen zu einer abnehmenden Konzentration, einem Anstieg der Fehlerquote und vermehrten Müdigkeitserscheinungen.

Unterschieden wird dabei in direkte und indirekte Blendung.

Blendung Auge
direkte Blendung

Direktblendung wird durch eine Lichtquelle verursacht, die frontal in Richtung der Augen strahlt. Das menschliche Auge muss sich dadurch ständig an die unterschiedlichen Lichtverhältnisse anpassen und ermüdet schneller.

Besonders an Arbeitsplätzen senkt eine direkte Blendung erheblich die Konzentration. Durch eine entsprechende Ausrichtung und Abschirmung der Leuchten kann einer direkten Blendung vorgebeugt werden.

Mitarbeiter nehmen die Leuchten somit im laufenden Betrieb kaum wahr, obwohl der Arbeitsplatz voll ausgeleuchtet ist.

Reflexblendung

Indirekte Blendung entsteht, wenn Licht von einer spiegelnden oder glänzenden Fläche zurückgeworfen wird. Bei Bildschirmarbeitsplätzen können Reflexionen zum Beispiel durch Leuchten, Fenster, glänzende Möbeloberflächen, Telefone, Tastaturen usw. im direkten Umfeld entstehen. Sie wird deswegen auch als Reflexblendung bezeichnet.

Besonders problematisch sind Bildschirmreflexionen am Arbeitsplatz. Das Auge versucht sich dann sowohl auf den Bildschirminhalt als auch an die Reflexion anzupassen. Es kommt zu einer visuellen Überbeanspruchung. Die Folge sind häufige Ermüdung und Kopfschmerzen der Mitarbeiter.  

Physiologische Blendung ist eine messbare Beeinträchtigung der Sehleistung. Sie führt zu einer Herabsetzung des unmittelbaren Sehvermögens und äußert sich zum Beispiel in der Unterschiedsempfindlichkeit (Wahrnehmung von Kontrasten) oder in der Formenerkennbarkeit (Wahrnehmung von Sehdetails).

Psychologische Blendung wird dagegen rein unter dem Aspekt der Störempfindlichkeit bewertet. Da die Blendungswahrnehmung subjektiv ist, kann sie durch äußere Messungen nicht nachgewiesen werden. Diese Form der Blendung wird als unangenehm oder sogar ablenkend empfunden. Sie stört häufig unbewusst die Aufnahme visueller Informationen.

Was ist der UGR-Wert?

Die Bewertung der Blendung kann für alle regelmäßig angeordneten Leuchten im Raum mit dem UGR-Verfahren durchgeführt werden. Die Abkürzung UGR steht für den englischen Begriff „Unified Glare Rating“ (deutsch: vereinheitlichte Blendungsbewertung). Er wurde durch die Commission International de l’Eclairage (kurz: CIE) entwickelt, um ein weltweit einheitliches System für die Blendungsbewertung zu erhalten.

Der UGR-Wert gibt Auskunft über den Grad der psychologischen Direktblendung der gesamten Beleuchtungsanlage in Innenräumen. Er ist eine einheitslose Kennzahl und gemäß der DIN EN 12464-1 „Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen“ in Stufen definiert.

Diese sind im Bereich zwischen 10 (=keine Blendung) und 30 (=nicht akzeptable psychologische Blendung) definiert.

Die Standard UGR-Stufen sind: 13, 16, 19, 22, 25 und 28.

Die Stufen sind das Ergebnis statistischer Erhebungen. Sie drücken die Blendungsempfindung mehrerer Beobachter aus, die in einer Blendskala dokumentiert wurden.

Die Blendskala besteht aus sieben Blendungsgraden:

0keine Blendung
1Blendung zwischen nicht vorhanden und merkbar
2Blendung merkbar
3Blendung zwischen merkbar und störend
4Blendung störend
5Blendung zwischen störend und unerträglich
6Blendung unerträglich / unzumutbar

 

Allgemein gilt:

Umso höher der UGR-Wert, desto stärker ist die wahrgenommene Blendung.
Umso niedriger der UGR-Wert, desto geringer die wahrgenommene Blendung.

Bei der Lichtplanung für Arbeitsstätten sind folgende UGR-Grenzwerte zur Vermeidung von Blendung einzuhalten:

Technisches Zeichnen≤ 16
Unterrichtsräume, Computerarbeit, Kontrollarbeiten≤ 19
Arbeiten in Industrie & Handwerk≤ 22
Grobe Arbeiten, Treppen≤ 25
Flure≤ 28

 

Beispiel:

Ein UGR-Wert von 19 entspricht einem Blendungsgrad von 1,5.
Also einem Beobachterurteil zwischen dem Blendungsgrad 1 (Blendung zwischen nicht vorhanden und merkbar) und dem Blendungsgrad 2 (Blendung merkbar). UGR 19 bedeutet auch, dass sich etwa 65 Prozent der Beobachter durch die Blendung „gerade nicht gestört“ fühlen.

Der UGR-Wert in der Praxis

Der UGR-Wert wird maßgeblich vom Umfeld der Leuchten beeinflusst. Das Helligkeitsniveau der Umgebung (Reflexionsgrade von Decken, Wänden und Böden), die Beobachterposition, Höhe der Leuchte und die ausgestrahlte Leuchtdichte wirken sich jeweils auf die empfundene Blendung aus. 

Lichtplanungsprogramme berücksichtigen diese Faktoren und errechnen selbstständig den UGR-Wert. Alternativ kann der UGR-Wert auch über folgende Formel für die gesamte Beleuchtungsanlage oder ganze Räume berechnet werden:

Formel zur Berechnung UGR-Wert

Ls = mittlere Leuchtdichte jeder Leuchte in Beobachterrichtung (cd/m²)
Lb = Leuchtdichte des Hintergrundes (cd/m²) (Reflexionseigenschaften Hintergrund)
Ω= Raumwinkel in Steridiant (sr) der Lichtaustrittsfläche jeder Leuchte, bezogen auf das Beobachterauge
P= Positionsindex nach Guth für jede einzelne Leuchte

 

Das UGR-Verfahren ist für die meisten Blendlichtquellen (insbesondere Leuchten) anwendbar. Nicht möglich ist die UGR-Bewertung jedoch für:

  • Indirekt-strahlende Leuchten (Indirektanteil von mehr als 65 Prozent)
  • Einzelplatzleuchten
  • engstrahlende Spots

Für einzelne Leuchten wird der UGR mit dem Tabellenverfahren nach CIE ermittelt. Diesem Verfahren liegt ebenfalls die UGR-Formel zugrunde, allerdings mit standardisierten Referenzbedingungen.

Wussten Sie schon …?

Der UGR-Wert ist keine reine Produkteigenschaft. Dennoch geben ihn Hersteller in ihren Produktdatenblättern an. Es handelt sich dabei in der Regel um den UGR-Wert, den die Leuchte in einer bestimmten Referenzsituation erreicht. Diese beinhaltet die Raummaße 4H/8H und die Reflexionsgrade: Boden 20%, Wände 50% und Decke 70%.
In der Praxis kann der erreichte UGR-Wert niedriger oder höher sein. Das hängt immer von den tatsächlichen Eigenschaften des Raumes ab. Dieser UGR-Wert ist trotz dessen eine nützliche Angabe. Insbesondere wenn es um den Vergleich von Leuchten geht.
So dürfte eine Leuchte mit einem UGR-Wert 16 eine geringere Blendung hervorrufen, als eine Leuchte mit einem UGR-Wert von 22.